Wenn beim ersten Bundesliga-Heimkampf der Johannis Grizzlys der SC Siegfried Kleinostheim zum ersten Mal seine Visitenkarte abgibt, dann sind auch zwei Brüder im Einsatz, die in der großen Ringerfamilie nicht mehr wegzudenken sind. Während Florian Wohlfahrt als Hallensprecher fungiert, schlüpft sein älterer Bruder Fabian ins Grizzly-Kostüm. Übrigens Bastian Wohlfahrt ist Bundesliga-Kampfrichter.
Seit klein auf ist Florian Wohlfahrt mit dem SV Johannis Nürnberg verwurzelt. Der 26-Jährige ringt eigentlich in der dritten Mannschaft, die heuer coronabedingt in der Bayernliga-Nord nicht zum Einsatz kommt. Nebenbei ist er auch noch Betreuer und taucht bei Heimkämpfen dann in die Rolle des Hallensprechers. Präsident Dino Noth ermutigte ihn für diese Aufgabe. Die Ansage beim traditionellen Grizzly-Cup lag sowieso schon in seinen Händen. „Die Bundesligakämpfe sind mit viel Show untermalt, während das Nachwuchsturnier doch sehr anstrengend ist“, verweist Wohlfahrt hier auf die ständigen Paarungen und Ergebnisdurchsagen während des Turnierverlaufs. Doch bei Heimkämpfen in der Bundesliga blüht der 26-Jährige jedes Mal auf. „Es macht mir enormen Spaß, da ich für mich auch Teil dieses Kampfes bin“, hat Wohlfahrt überhaupt kein Lampenfieber. Er sei der Typ Mensch, der einfach losreden könne. Seine Tätigkeit sei für ihn schon sehr faszinierend. Wohlfahrt bekomme viele positive Rückmeldung. Das spornt ihn zusätzlich an. Seit sechs Jahren ist er nun Hallensprecher. Die Vorbereitung ist immer gleich: Die Erfolge der einzelnen Ringer werden notiert, damit in der kurzen 30-sekündigen Pause die Fans und Zuschauer mit Informationen versorgt werden. Trotz der langen Zeit wächst Wohlfahrt mit dieser Aufgabe. Kritisch sei er auch. Auch er steht in Corona-Zeiten vor einer Herausforderung. Dürfen doch zum jetzigen Stand maximal 200 Zuschauer in die Halle. „Egal wie viele Fans in der Arena sind, unser Anspruch bleibt immer gleich. Ich bin gespannt, was mich selbst erwartet.“
Während Florian Wohlfahrt bei den Heimkämpfen zum Mikrofon greift, steckt Bruder Fabian dagegen im Grizzly-Kostüm. Der 32-Jährige ist selbst kein aktiver Ringer mehr. Von daher kann er diese Figur vollends ausleben. Vor drei Jahren wurde er zum ersten Mal angesprochen, ob er sich nicht vorstellen könne Ersatzmann zu sein. Schneller als geplant stand er dann im Rampenlicht. „In der ersten Saison wusste natürlich keiner, wer wirklich in diesem Kostüm steckt. Doch nun weiß es natürlich jeder, selbst meine Kinder“, lacht Wohlfahrt.
Der harte und schwere Kopf wird übrigens mit zwei Gummibändern unter den Achselhöhlen befestigt. Das gesamte Kostüm ist luftundurchlässig: „Ich habe zu Beginn den Fehler gemacht und habe etwas Langärmliges drunter angezogen“, erzählt er. Bis zu vier Kilo schwitzt er im Durchschnitt pro Heimkampf an Körperflüssigkeit aus. Sein Sichtfeld ist eher klein. Es hat ein wenig gedauert bis er seine Laufwege auf der Matte kannte. Bis zu vier Stunden steckt Fabian Wohlfahrt bei den Heimkämpfen im Kostüm. Grelles Scheinwerferlicht und die ständige Aktion auf der Matte – am Ende ist Fabian Wohlfahrt fix und fertig, aber richtig glücklich. Die Nervosität und das Lampenfieber sind längst verflogen. „Ich bin der elfte, die Zuschauer der zwölfte Mann“, witzelt Wohlfahrt. Vor den Einzelkämpfen und während der kurzen Pause animiert er Fans und Zuschauer. „Es gibt Kämpfe, da ist es leicht die Halle zum Kochen zu bringen, wie zum Beispiel gegen Westendorf oder Greiz. Da gehen die Zuschauer voll mit.“ Wenn die Arena bebt, dann hat auch Fabian Wohlfahrt wieder einen großartigen Job gemacht und sagt stolz: „Aus diesem Kostüm gehe ich so schnell nicht mehr raus.“